Zwischen Verwaltung und Medizin – Kindheit(en) in Westfalen
Produktinformationen "Zwischen Verwaltung und Medizin – Kindheit(en) in Westfalen"
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Millionen westdeutsche Kinder zur Genesung und Behandlung von Krankheiten sowie psychosozialen Problemen in Einrichtungen „aufs Land“ geschickt – beispielsweise in das Kreiskinderheim der Kreise Beckum und Wiedenbrück im Kurort Bad Waldliesborn. In der Gesellschaft prägte das System der Kinderkur seit 1946 das Gesundheitsverständnis einer ganzen Generation. Ärzte, kommunale Verwaltungen, Krankenkassen, Kurorte und Eltern arbeiteten zusammen, um einen Ort zu schaffen, an dem Krankheiten, Unterernährung und andere Leiden bekämpft werden konnten. Zur Kur geschickt zu werden war nichts Außergewöhnliches. Vielmehr war es eine generationale Erfahrung. Doch obwohl die Kur für alle Kinder gedacht war, wurden einige Gruppen von Kindern ausgeschlossen, nicht von Anfang an berücksichtigt oder frühzeitig nach Hause entlassen. Dies betraf vor allem Kinder mit Behinderungen, Bettnässer und Kinder, die aus verschiedenen Gründen – meist wegen eines bestimmten Verhaltens– als „gemeinschaftsunfähig“ stigmatisiert wurden. Das vorliegende Buch untersucht die politischen, wirtschaftlichen und medizinischen Vorstellungen, die der Kinderkur zugrunde lagen. Sozialhygiene, effiziente Gesundheitsversorgung, ökonomische Rentabilität und die Idee des social Engineering prägten das Kurwesen und wurden in der Praxis erprobt und umgesetzt. Durch die Untersuchung der Selektionsprozesse wird deutlich, welche feine Trennlinie das Kursystem zwischen jenen Kindern zog, die als zukünftige Mitglieder der Gesellschaft angesehen, und denen, die als „anormal“ wahrgenommenen wurden. Auf diese Weise wurde eine bestimmte soziale Realität geschaffen, die aufzeigt, welche gesellschaftlichen Kräfte in der Lage waren zu defnieren, was Kindheit bedeutet.
Hauptlesemotive: | Verstehen |
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Produktart: | Buch |
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